Gerade erlebte ich den Unterschied zwischen Evaluation und Feedback am eigenen Leib. Nach vielen herausragenden Bewertungen erhielt ich – für mein Empfinden – zum 1. Mal eine negative Bewertung als anonymisierten Fragebogen. Das machte etwas mit mir; diese ging mir nahe.
Das ergänzende Feedback-Gespräch mit der verantwortlichen Person tat mir gut; wir gingen in den Austausch auf Augenhöhe und beleuchteten die verschiedenen Seiten. Der Knackpunkt war der Wunsch nach einem ausführlichen Praxisbeispiel durch alle Projektphasen. Ein Leichtes, hätte ich diesen Wunsch während des Kurses vernommen.
So nutzte ich spontan die Gelegenheit und bot eine ergänzende Gratis-Praxiswerkstatt für die Teilnehmer:innen an, um den Wunsch nach einem Praxisbeispiel aufzugreifen. Dieses Signal kam sehr gut an und wurde von 2/3 des Kurses aktiv genutzt.
Doch was ist nun der Unterschied zwischen Evaluation und Feedback? Und was lerne ich daraus?
Evaluation und Feedback sind zwei verschiedene Dinge. Evaluation hat seinen etymologischen Ursprung im Französischen und steht für „Bewertung“ und „Einschätzung“, während Feedback in die Synonymgruppe „Anregung, Kommentar, Resonanz, Rückmeldung und Stellungnahme“ gehört – so das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache.
Als ich noch in der Hochschule als Stabsstelle für Qualitätsmanagement angestellt war, gehörte der Bereich der Evaluation zu einer meiner Aufgaben. Ich lernte damals, dass Evaluationen ein wichtiges Steuerungsinstrument für wertvolle und exzellente Studiengänge sind, besonders in Akkreditierungsverfahren.
Das glaubte ich, bis ich die Seiten wechselte und erlebte, was es mit mir als Dozentin macht, wenn ich anonym bewertet werde und die Ergebnisse Wochen später erhalte.
Meine Sicht änderte sich während meiner Ausbildung zur Trainerin für Design Thinking, als ich lernte, dass es wertvoll ist, früh und oft zu scheitern. Ich lernte auch, dass Feedback auf Augenhöhe elementar ist für richtig gute Ergebnisse mit echtem Mehrwert für Nutzer:innen. Und ich lernte während meiner Ausbildung zur Scrum-Masterin, dass Feedback im Team und Feedback zu Zwischenergebnissen sogar systematisch erfolgen kann, z.B. als Review oder Retrospektive.
Heute weiß ich, dass es sich als Mensch immer besser anfühlt, wenn ich Original Feedback auf Augenhöhe erhalte statt ausgefüllte, anonymisierte Bewertungsbögen. Beim Feedback mit Menschen findet ein Dialog statt; ich kann nachfragen, was ich beim nächsten Mal anders oder besser machen kann. Die Worte gehen in Resonanz mit mir und regen mich an, Ideen aufzugreifen. Ich habe eine faire Chance, aus dieser Erfahrung zu lernen.
Bewertungen dagegen finden auf verschiedenen Ebenen statt und fühlen sich nicht auf Augenhöhe an. Es ist eine Kommunikation über Umwege und kostet Zeit und Geld. Die betroffenen Personen haben in der Regel keine Möglichkeit für direkte Nachfragen – ob inhaltlicher Art oder als Anregung, wie ich daraus lernen kann.
Was lerne ich daraus?
Am Ende sind immer wir es selbst, die den Dingen Bedeutung und Sinn geben. Ich entscheide, was ich mit welcher Information mache und welche Bedeutung ich dieser beimesse. Für mich ist Feedback ein Geschenk. Immer.
Dennoch präferiere ich Feedback auf Augenhöhe. Das fühlt sich fair und menschlich an. Und schließlich geht es doch gerade darum – diese Welt etwas menschlicher und schöner zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben. Und dafür sind Hochschulen aus meiner Sicht ganz geniale Lern- und Übungsorte auf dem Weg zum UN-Goal Nummer 4 – zu Quality Education.
Ich wünsche Ihnen ganz viele Feedback-Gespräche auf Augenhöhe und möchte Sie ermuntern, Evaluationen in Hochschulen auf ein Minimum zu reduzieren.
Redet mehr miteinander als übereinander. Weil wir es uns wert sind.
Was denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter:
info@diehochschulerfrischerin.de oder Mobil: 0176 8478 3160.
Herzlichst, eure Ulrike Margit Wahl.
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